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Weihrauch Geschichte

Die medizinischen Wirkungen des Weihrauchs und die dafür verantwortlichen Mechanismen waren erst in den vergangenen Jahren Gegenstand zahlreicher Untersuchungen, obwohl der Weihrauch (Olibanum) zu den ältesten bekannten Arzneimitteln überhaupt gehört. Wer an Weihrauch denkt, denkt zuerst meist an katholische Priester, die Weihrauch-Kessel schwenken, oder an die Heiligen Drei Könige, die Myrrhe, Gold und Weihrauch aus dem Morgenland mitbringen. In der Medizin und zu Kultzwecken wird vor allem das an der Luft getrocknete, gummiartige Harz verwendet.

Bereits in einem 3500 Jahre alten ägyptischen Papyrus wird der Weihrauch als Medizin beschrieben, aber auch in antiken griechischen, römischen, arabischen, indischen und mittelalterlichen europäischen medizinischen Schriften gehört er zu den am häufigsten empfohlenen Heilmitteln bei einer Vielzahl von Erkrankungen.

Weihrauch fand als Wundheilungsmittel und Gegengift, als Arznei gegen Krebs, Frauenleiden, Syphilis, Rheuma, Atemwegs- und Baucherkrankungen, Hirnerkrankungen oder Vergesslichkeit Anwendung; es gibt kaum einen Bereich der Heilkunst, indem er nicht äußerlich oder innerlich eingesetzt worden wäre. Nicht nur Hippokrates, Dioskurides und Galen, die großen Ärzte der Antike, benutzten häufig Weihrauch zur Therapie, auch die heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen (1089 – 1179) wusste von seiner Heilkraft zu berichten. In der Mitte des 19. Jahrhunderts geriet der Weihrauch in Europa als Medizin in Vergessenheit.

In Arabien wird der erwiesenermaßen desinfizierende, entzündungshemmende und antiseptische Weihrauch noch heute gegen eine Vielzahl von Leiden und Krankheiten verwendet. Zerstampfter Weihrauch mit Honig wird als eine Art "Kaugummi" für frischen Atem benutzt, Frauen kauen die bitter schmeckenden Olibanumstücke besonders während der Schwangerschaft, und unter den Beduinen ist das Kauen von Weihrauchklümpchen bei Magenverstimmungen weit verbreitet. Von der griechisch-römischen Antike bis ins letzte Jahrhundert wurden Weihrauchzubereitungen in Form von Pulver, Öl, Salben, Pflaster und Zäpfchen so häufig angewendet, dass die Bezeichnung "Allheilmittel" nahe liegt. Eine lange Tradition hat auch die Beräucherung von Getreidevorräten, Innenräumen, Kleidern und Lebensmitteln, denn Weihrauch gilt als natürliches Insektenmittel. Dieser Nutzen mag auch der Grund für das Weihrauch-Verbrennen in den Kirchen gewesen sein. Wo sich viele Menschen versammelten, war es angebracht, mit einer desinfizierenden Substanz durch den Raum zu gehen. Der Rauch des Weihrauchs erfüllte diesen Zweck ideal. Aus Weihrauchharz gewonnenes ätherisches Öl wird auch in der Aromatherapie und zur Parfümproduktion gebraucht.

Auch in Indien hat sich die Weihrauchbehandlung bis in dieses Jahrhundert hinein erhalten, so dass man noch heute auf eine lebendige Tradition zurückgreifen kann. In den achtziger Jahren begann die moderne wissenschaftliche Erforschung des Weihrauchharzes zunächst in indischen Kliniken und Instituten und schließlich auch in Europa.

Weihrauch ist genau wie andere pflanzliche Rheuma-Medikamente nicht etwa ein Wundermittel, das Krankheiten beseitigt, an denen die Schulmedizin gescheitert ist, sondern es ist eine Alternative und Ergänzung zu schulmedizinischen Maßnahmen. Bei vielen, insbesondere entzündlichen Erkrankungen kann Weihrauch aber auch dazu beitragen, nebenwirkungsreiche Medikamente wie Cortison oder Rheumamittel zu reduzieren oder gar zu ersetzen.