Freie Radikale
Freie Radikale machen uns zwar alt, sie haben aber auch eine positive Seite: zur Abwehr von Bakterien, Viren oder anderer artfremder Zellen können einige Zellen nämlich selbst freie Radikale produzieren. Freie Radikale sind also ein Schutz-Mechanismus des Organismus. Solange die eigenen Zellen ausreichend mit Antioxidantien geschützt sind, ist die Produktion von freien Radikalen für einen Organismus eine wirksame Waffe gegen Eindringlinge aller Art.
Heute weiß die Wissenschaft, dass die Alterung nichts anderes ist als die langsame Anhäufung von immer mehr Schäden in den Zellen, in einem Gewebe oder einem Organ. Die Schäden durch freie Radikale können nicht mehr repariert werden. Besonders dramatisch ist die Zunahme von Zellschädigungen, wenn der Schutz durch die Antioxidantien über sehr lange Zeiträume ausfällt. Die langsame Zerstörung und Zellalterung ist von der Evolution gewollt und sinnvoll: durch den Tod des Organismus entsteht Platz für seine Nachkommen. Wer heute um den Zusammenhang zwischen sich langsam anhäufenden irreparablen Zellschäden und dem Tod weiß, wird allerdings versucht sein, einen Überschuss an freien Radikalen zu vermeiden.
Zellschäden führen ja nicht zu einem plötzlichen Tod, wie etwa eine Vergiftung, sondern sind der Anfang langsamer und zunächst unbedeutender Ausfälle einzelner Zellen. Unter Umständen erst nach Jahren kommt es zum Funktionsausfall größerer Zellverbände oder eines ganzen Organs. Der Ausbruch einer Krankheit kündigt sich an. Typische Krankheiten, die mit freien Radikalen in Verbindung gebracht werden, sind: Arteriosklerose, Krebs, Störungen des Immunsystems, chronische Polyarthritis (Rheuma), Katarakt (Linsentrübung), senile Demenz, Diabetes, frühzeitige Hautalterung.
Praktisch jedermann dürfte heutzutage durch die moderne Lebensführung in immer stärkeren Maße den Reaktionen freier Radikale unterworfen sein. Dabei gibt es beträchtliche individuelle Unterschiede in der Exposition und in der Bereitschaft durch ein adäquates Verhalten darauf zu reagieren. Die Lebensdauer zu verlängern, ohne die Lebensqualität im Alter zu verbessern, dürfte sich wenig lohnen. Doch wenn der Tod eine Folge vieler sich über Jahrzehnte angehäufter nicht mehr reparabler Zellschädigungen ist, sollte ein später natürlicher Tod auch eine hohe Lebensqualität im Alter frei von schweren Krankheiten erlauben. Eine rechtzeitig auf dieses Ziel ausgerichtete angepasste Lebensführung beginnt in den ersten Jahren des Erwachsenseins. Die gesunde Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse bei geringer Fettzufuhr gehört dazu.